«My god is better than your god (hurricane)», 2012,  from the series «TV drawings»


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an attempt to build a house

by Goran Potkonjak


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Hommage to Theo Angelopoulos, Bäume im Nebel

Ornice, Lika, Hrvatska

VATER

Ich weiss nicht, weshalb ich das gesagt habe. Ich wollte niemanden erschrecken und es war mir nicht ums Scherzen. Vielleicht ist damals der schwarze Humor in mir durchgegangen, den mir die Familie meines Vaters vererbt hat: sie scherzen, wenn sie eigentlich am liebsten weinen würden. Es war an der Streetparade 1995. In den Radionachrichten hatte ich am Vorabend von der Offensive der kroatischen Armee in der „Krajina“ gehört. Ich erfuhr, dass Serben gezielt aus dem Land vertrieben wurden. 150 000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen und waren in diesen Tagen unterwegs, viele zu Fuss. Ich stand am Bellevue und beobachtete die tanzenden Menschen auf der Strasse. Es dürften etwa gleich viele gewesen sein. Sie lachten und schrieen vor Freude. Eine absurde Situation. Ich verspürte einen immer stärker werdenden Drang, mich mitzuteilen. Neben mir stand ein holländisches Fernsehteam, zu ihnen ging ich hin. „In Kroatien ist im Moment auch eine Streetparade im Gange“, sagte ich. „Da solltet ihr mit euren Kameras hingehen.“ Die Holländer waren ganz erstaunt. Wo ist das denn genau? Welche Musik wird da gespielt? Wie viele Love-Mobiles? Ich hab sie dann aufgeklärt. Niemand hat darauf mehr etwas gesagt. Alle waren wie versteinert.

Ornice ist eines jener Dörfer im Hinterland der kroatischen Meeresküste, die ausschliesslich von Serben bewohnt waren. Auch aus Ornice wurden während der kroatisch-serbischen Auseinandersetzungen alle Einwohner vertrieben, das Dorf wurde anschliessend dem Erdboden gleich gemacht. Meine Grossmutter hatte in Ornice gelebt. Vater war bereits als junger Mann nach Zagreb gezogen, um zu studieren. Hier hatte er sich in eine Mitstudentin verliebt und diese später geheiratet. Das war meine Mutter, eine Kroatin. Für die Sommerferien brachten mich meine Eltern nach Ornice. Im Dorf gab es ungefähr fünfundzwanzig Häuser, kein Restaurant, keinen Laden. Alle lebten von der Landwirtschaft. Grossmutter besass ein grosses Stück Land, rund zehn Hektaren. Sie hatte zwei Arbeitspferde, Mischko und Zora, und ungefähr fünf Kühe. Jeden Sommer kam ein Kälbchen zur Welt, manchmal waren es auch zwei. Grossmutter besass auch Schweine, drei bis fünf, und viele Hühner. Ich streunte mit Cousin Milan den ganzen Tag in der Gegend umher oder wir schwammen im Fluss. Ab und zu brachten wir auch die Kühe meines Onkels Jovan in aller Frühe an ein Plätzchen, wo sie frisches Gras fressen konnten und hüteten sie den Vormittag über. Mittags assen wir bei Grossmutter in der Küche: Polenta oder Speck mit Brot und Zwiebeln und ein Glas Milch. Tagsüber winkte mich Grossmutter immer wieder zu sich und steckte mir etwas zu, Nüsse oder Äpfel. Und jeden Sommer bekam ich hundert Deutschmark. Milan kannte die schönsten Plätze in der Umgebung. Einmal machten wir einen langen Spaziergang zu einer Waldlichtung. Im Stehen sah man nichts Besonderes. Milan legte sich auf den Boden und deutete unter die grünen Blätter. Hier war alles rot, ein dicker roter Teppich aus Walderdbeeren. Wir blieben eine Stunde lang so liegen und schlugen uns die Bäuche voll. Ich habe mein Leben lang nie mehr so süsse Erdbeeren gegessen. Gegen Ende des Sommers holten mich meine Eltern in Ornice ab. Zu dritt fuhren wir jeweils noch zwei Wochen ans Meer. Mit dem Geld meiner Grossmutter konnte ich mir am Strand so viel Eiscreme kaufen, wie ich wollte. Es war eine glückliche Zeit, als ich ein Kind war in Jugoslawien. „Bratstvo i jedinstvo“ hatte man uns gelehrt: Brüderlichkeit und Einigkeit. So fühlten wir auch. Damals spürte mein Vater nicht, dass er anders war als die anderen, als Serbe in Kroatien. Ich erinnere mich, als ich sechzehn Jahre war, sagte mein Vater noch: Ich glaube, es wird nie mehr Krieg geben.

aufgezeichnet von Sabina Brunnschweiler

there was a house on the hill near the village and the gypsy family used to live there.